Wanambi

160 years sailing around the World

Von Årøsund nach?

Written By: Tom - Aug• 04•13

Wir starten recht früh. Mårup heißt unser Ziel. Unseren Vindö Freunden hatten wir gestern eine SMS geschickt und unsere Ankunft für heute Abend avisiert. 60 Meilen, das sollte zu schaffen sein. Auch Ralf bekommt eine SMS, und Dieter, doch keiner der Beiden antwortet. Aber Vibeke hat eine tollen Vorschlag – einfach die Nacht durchsegeln – na ja, die Nacht ist rum und der Morgen reicht wohl auch.

Es ist traurig in das verlassene Nest zu schauen.

Es ist traurig in das verlassene Nest zu schauen.

Wanambi ist in vielen Fällen noch eine unbekannte für uns, so auch bei diesem Ablegen. Schön geplant wie wir von der Brücke wegkommen kommt es anders, kaum ist die Vorleine los dreht der Kübel – ACHTUNG – mit der Nase gegen den Wind. Verwirrt gebe ich etwas Achteraus um den Drehimpuls zu unterstützen, klappt auch, aber als wir quer in der Gasse stehen ist nichts mehr mit Drehimpuls. O.K. kräftige Schübe und Wanambi dreht sich weiter. Wir müssen noch einiges mit diesem Schiff lernen was bei Undin lange Routine war. Die Länge und vor allem das Gewicht flößen uns noch gehörigen Respekt ein.

Frohen Mutes geht es durch’s „Bredningen“ Richtung Fænø in den „Flessingen“. Einfacher, es geht von Årøsund über die Breite in das Geschlängel vom kleinen Belt. Hihi geschlängel mit der Regenbogenschlange. Es ist kein Wind, oder fast keiner, 60 Meilen vor uns, heißt Dieseln um die wenigstens 5 Knoten zu halten. Das klappt ganz gut. Je näher wir dem „Geschlängel“ kommen desto größer wird die Differenz SOG/STW sprich, wir haben Gegenstrom mal einen halben Knoten, mal einen ganzen Knoten. Ab Børup werden es zeitweise zwei Knoten, es nervt. Gezeitenerfahrung haben wir ja, also die Neerströme suchen. Wir finden sie oft und es geht voran, aber immer wieder müssen wir in den starken Gegenstrom weil irgend einer das mit den Strömungen nicht beherrscht und voll gegenan fährt. Steht doch alles sogar in den Hafenhandbüchern des NV Verlag. Nutzt nichts, wir tuckern durch, neben uns ein Niederländisches Schiff, wohl ein Koopmans Riß, es will segeln und fährt rückwärts. Wir staunen nicht schlecht. Durch die beiden Brücken, interessant immer in der Mitte platzieren sich Angler, an Strib vorbei und ab in den Kattegatt.

Strib01

Kattegatt01

Der Wind nimmt zu, erst 2 dann 3 dann 4 Bft. Aus Südwest, ich ziehe das Vorsegel hoch und spontan machen wir 6,5 Knoten über Grund – es ist 16:30 – noch könnte es klappen mit Mårup. Es briest weiter auf, 5 bis 6 Bft. in den Abendstunden, wo kommt das her. Wanambi läuft prima, liegt leicht am Ruder. Wir sehen Æbelø, die Halbinsel, ich verwechsel das die ganze Zeit mit Endelave, verflixt noch mal es ist bald 18:00 Uhr und wir kommen gerade so an Bogense vorbei.

Das wird nichts, noch mindestens 25 Meilen bis Mårup und zunehmender Wind, nein, dazu kennen wir weder Gebiet noch Schiff gut genug. Also ab nach Bogense, stille an Bord, einerseits beruhigt es andererseits wollten wir doch gerne unser Vindö Freunde sehen. Die Einfahrt Bogense wird kniffelig beschrieben, Unsinn, im Grunde ist es leicht zu finden, die äußere grüne Tonne und dann Autobahn. Die rote BB liegen lassen und man ist im Hafen. Dort liegen grüne und Rote „Bälle“ und sollen sagen „UNTIEF“. Nun gut also Platz suchen. Die Boxengassen sind eng, man kann schlecht hineinsehen.

Vom Hauptweg aus ist nichts zu sehen, da brüllt einer „hier!“ Ich Trottel fahre in die Gasse, natürlich ist da nichts frei. Die Gasse hat so um die 14 Meter Breite, das Schiff 12,5 Meter Länge (ohne Überhänge), das wird ein Spass, der Wind bläst direkt hinen. Achteraus geht nicht, Wanambi verhält sich da wie ein Langkieler, braucht bald 30 Sekunden Fahrt und fast einen Knoten bis man sie steuern kann. Das wird nichts, dazu ist es zu schmal. Also die Erfahrung mit Undin ins Spiel bringen. Wanambi dreht am besten über Stb Bug, also dicht an die Mauer, Rad voll auf Anschlag, bis an die Dalben ran, und beherzt achteraus. Sie dreht sich, die Regenbogenschlange noch mal voraus, noch mal achteraus und der Bug ist rum. Endlich mal ein Vorteil vom Gewicht und vom Blister Deck, wir werden nur wenig „verblasen“.

Raus aus der Gasse geht es dann dicht an den Dalben vorbei, die Haken für die Leinen sind Gottlob innen, so können wir uns weder mit der Reling noch mit dem Geraffel am Heck verfangen. Das haben wir einmal bei einem Segelfreund gesehen – und gehört – ein furchtbares Geräusch und eine verbogene Relingsstütze waren die Folge.

Noch ein wenig suchen, dann legen wir an einem der Köpfe an, erst jetzt bemerken wir, dass das so vorgesehen ist – wie blind ist man eigentlich manchmal? Das Smartphone surrt, eine SMS von Dieter und eine von Ralf, Dieter ist in Middelfahrt, Ralf fragt wo wir sind, er hatte die SMS gestern nicht rechtzeitig bekommen. Ich antworte kurz, mit Ralf treffen wir uns auf dem Rückweg, Dieter will morgen nach Mårup kommen. Wir machen uns Salat, der Wind ist wie abgeschaltet, wir denken an die Ente, seltsam, so ein blöder Vogel wächst einem ans Herz wie ein Haustier. Keine Erkundung, nur faul umher sitzen, ich klare die Reffleinen vom Groß auf, das wäre ein Desaster geworden, die waren um die Lazy Jacks gewickelt, die Lazy Jacks sind verdreht, auch das wird gerichtet. Noch ein Bierchen, und den Sonnenuntergang bestauen.

Bogense01

Bogense02

Bogense09

Es laufen Menschen auf der Mole hin und her. Wie ein Schattenspiel sieht das aus. Erst einer, dann ein Grüppchen, dann treffen sich ein paar, reden, gehen in unterschiedliche Richtungen auseinander. Die Sonne versinkt kitschig im Meer, wie sagte es unser Stegnachbar zu Hause. Ich fotografiere das, wenn ich die Bilder nochmal sehen muß, muß ich brechen, aber es ist so schön.

Bogense03

Bogense04

Bogense05

Bogense06

Bogense07

Bogense08

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